Play Safe – Bogenschießen im LARP
Wir finden, dass im LARP der Spaß nicht zu kurz kommen darf. Jedoch sind wir gleichzeitig auch auf dem Standpunkt, dass die Sicherheit aller TeilnehmerInnen oberste Priorität hat. Daher greifen wir an dieser Stelle das Thema Bogenschießen im LARP auf.
- Verletzungen durch LARP-Pfeile
- Welche Bögen gibt es?
- Welche Bögen sind LARP-tauglich?
- Wie stark darf ein LARP-Bogen sein?
- Was für LARP-Pfeile gibt es und worin liegt der Unterschied?
- Welche Sehne ist für den LARP-Bogen geeignet
- Welche Trefferzonen sind sicher?
- Wie treffe ich sicher im LARP?
- LARP-Pfeile auf Beschädigungen prüfen
Verletzungen durch LARP-Pfeile
In den vielen Jahren, in denen wir LARP betreiben, haben wir leider auch schon einige Verletzungen gesehen, die durch LARP- Pfeile verursacht wurden. Die Gründe hierfür liegen in ungeeigneten Pfeilen und Bögen sowie Schützen, die manchmal nicht so recht wissen, was sie da eigentlich tun. Da wir aber davon ausgehen, dass niemand absichtlich seine MitspielerInnen verletzt, haben wir hier einige Informationen zum Bogenschießen im LARP zusammengetragen.
Welche Bögen gibt es?
Der Langbogen zeichnet sich nicht, wie der Name vermuten lässt, durch seine Länge aus, sondern dadurch, dass er aus einem langen, zusammenhängenden Stück Holz gefertigt wird. Er kann aus einem Holzstück geschnitzt sein (Selfbow) oder auch aus mehreren Schichten, sogenannten Laminaten aus Hölzern und Glas, bestehen (Kompositbogen). Zu den bekanntesten Langbögen gehören der Wikingerbogen und sein Nachfahre, der englische Langbogen. Beide Bogenarten weisen traditionell einen glatte vom Schützen abgewandte Seite (Bogenrücken) und eine zum Schützen zugewandte runde Seite (Bogenbauch) auf. Des Weiteren sind beim Wikingerbogen die Wurfarmenden zum Schützen hin geknickt und die Kerben für die Bogensehne direkt ins Holz eingearbeitet. Beim englischen Langbogen können die Sehnenkerben direkt ins Holz gefeilt sein, meist werden sie jedoch in aufgeleimte Spitzen von Tierhörnern gefeilt.
Die nächste Gruppe von Bögen bilden die Reiterbögen. Ein Reiterbogen ist traditionell ein Kompositbogen und besteht aus mehreren Schichten. Der Bogenrücken ist aus Sehne, in der Mitte Holz und der Bogenbauch aus Horn. Zusätzlich ist er oft mit Leder umwickelt. Die Wickelung schützt den verleimten Bogen vor Nässe und davor unter Belastung zu splittern.
Reiterbögen, aber auch einige Langbögen weisen gekrümmte Wurfarme auf, so genannte Recurves. Durch sie erreicht der Pfeil eine höhere Geschwindigkeit und eine stärkere Durchschlagskraft. Die Pfeilgeschwindigkeit eines Reiterbogens ist bei gleicher Bogenstärke deutlich höher als die eines Langbogens.
Welche Bögen sind LARP-tauglich?
Wenn sich LARPer über schmerzhafte Treffer beschweren, gibt es oft zwei gute Gründe:
- Der Bogen ist zu stark sodass der Pfeil mit zu viel Energie den Bogen verlässt
- Der Pfeil ist zu schnell, sodass die Durchschlagskraft sehr hoch ist.
Um zu entscheiden, welcher Bogen wirklich LARP-tauglich ist, hilft ein wenig Hintergrundwissen:
- Je kürzer ein Bogen, desto schwerer lässt er sich ziehen und desto schneller wird der Pfeil.
- Je länger ein Bogen, desto weicher lässt er sich ziehen und desto langsamer der Pfeil.
Die Pfeilgeschwindigkeit lässt sich am Sehnenwinkel abschätzen: Je spitzer der Winkel, der sich beim Auszug an der Pfeilnocke ergibt, desto schneller der Pfeil.
Speziell für LARP-Bogenschützen, die erst neu einsteigen, ist daher ein langer Bogen empfehlenswerter als ein kurzer. Hier ist eine höhere Treffsicherheit gegeben und der Pfeil kommt mit einer geringeren Geschwindigkeit beim Ziel an.
Wie stark darf ein LARP-Bogen sein
Die Stärke eines Bogens wird in der Maßeinheit lbs (libres, englische Pfund) gemessen. 1 lbs entspricht umgerechnet 453 Gramm. Bei einem fertig gekauften Bogen wird das angegebene Zuggewicht bei einer Auszugslänge von 28 Zoll (71,12 cm) gemessen. Viele Reiterbögen werden allerdings auf 26 Zoll gemessen. Zuggewicht ist also nicht gleich Zuggewicht. Es kommt darauf an, wie weit der Bogen schlussendlich gespannt wird. Je größer ein Schütze, desto größer die Armlänge und desto weiter der Auszug. So können wir beim gleichen Bogen von nominell 30lbs bei verschiedenen Schützen unterschiedlicher Größe im Vollauszug Zuggewichte von 22lbs bis hin zu 36 lbs messen. Es ist daher wichtig, dass hier individuell vermessen wird. Zwei Hilfsmittel, um die individuelle Bogenstärke zu messen sind die Bogenwaage und der Messpfeil.
Auf unseren Cons lassen wir Langbögen bis max. 30 lbs und Reiterbögen aufgrund ihrer Schnelligkeit und höheren Effizienz bis max. 25 lbs zu. Hierfür haben wir auch besagte Bogenwaage und einen Messpfeil bereitliegen. Jagdrecurvebögen und dergleichen dürfen bei unseren Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen gern zu Hause bleiben.
Was für LARP-Pfeile gibt es und worin liegt der Unterschied?
Die Polster-Köpfe:
Fangen wir bei den Köpfen der LARP-Pfeile an. Die drei bekanntesten sind die Schaumstoffköpfe von Beier, IDV und die Polsterköpfe von Mytholon.
Die unterschiedlichen Eigenschaften der Köpfe werden in diesem Video von Sebastian Tivig sehr gut visualisiert.
Sebastian Tivig hat in unterschiedlichen Meßreihen und unterschiedlichen Kombinationen aus den drei Köpfen mit den unterschiedlichsten Bögen verschieden Ergebnisse erzielt und in einer Tabelle übersichtlich dargestellt.
Aufgrund der Videoaufnahmen und der Ergebnisse der Messungen, bevorzugen wir den Einsatz von Pfeilen Polsterköpfe der Firma Beier.
Die Schäfte:
Die Schäfte von LARP-Pfeilen sind entweder aus Holz, Carbon oder aus Fiberglas.
Holzschäfte sind relativ preiswert und haben – wenn die Schäfte zum Bogen passen – fantastische Flugeigenschaften. Ein oft angebrachtes Argument ist das Splitterverhalten: Wenn Holz bricht, dann bricht es meist scharfkantig und spitz. Man kann jedoch dagegen halten: Einen gebrochenen Holzschaft erkennt man sofort und kann direkt aussortieren. In Carbon oder Fiberglas kann sich ein Riss sehr viel leichter verstecken.
Carbon ist verhältnismäßig teuer und bei Larpern zu unrecht unbeliebt. Es ranken sich Legenden um Carbonpfeile, die beim Abschuss gerissen sind und die Fasern die Hand gespickt haben. Die modernen Carbonpfeile sind jedoch kreuzgewickelt und splittern nicht mehr, wenn sie beschädigt werden.
Fiberglas ist das meist gewählte Material. Im Falle eines Bruches verliert der Schaft seine Stabilität, die Fasern bleiben jedoch beieinander und stellen ein sehr geringes Verletzungsrisiko dar. Fiberglas wird im LARP relativ häufig verwendet, findet jedoch im traditionellen Bogenschießen keine Verwendung, da die Schäfte einfach zu schwer sind.
Aufgrund unserer eigenen Vorlieben, können wir Euch zusammenfassend folgende fertig zu kaufende LARP-Pfeile empfehlen:
LARP-Pfeil Night Flame
LARP-Pfeil Karbon mit Naturfedern
LARP-Pfeil Karbon mit Fletchen
Welche Sehne ist für LARP-Bögen geeignet?
Für IDV- und Polsterkopf-Pfeile eignen sich 10 Strang Sehnen wegen der Pfeilnocke. Bei weniger Stränge sitzt der Pfeil zu locker und rutscht. Bei mehr Stränge ist die Nocke zu eng. Ein weiterer Unterschied ist das Garn: nicht alle Bögen eignen sich für Fast Flight Sehnengarn, daher auf jeden Fall Dacrongarn nehmen.
Welche Trefferzonen sind sicher?
Das der Kopf keine Trefferzone ist, sollte wohl jedem klar sein. Arme und Beine sind relativ schwer zu treffen und insbesondere für einen Anfänger wirklich schwierig zu erreichen. Zumal sich unsere Ziele im LARP auch meistens noch bewegen und nicht einfach stillstehen, um sich von den Bogenschützen treffen zu lassen. Bleibt also der Torso als potentielle und gut geeignete Trefferzone noch übrig.
Wie treffe ich sicher im LARP?
Es mag jetzt banal klingen, aber dennoch möchten wir es unbedingt sagen: Um wirklich sicher im LARP zu treffen, hilft es, das Zielen beim Bogenschießen wirklich zu erlernen. Hierfür bieten sich Schützenvereine an, die Bogenschießen anbieten. Auch Fachbücher liefern Euch eine Menge Informationen.
Wer ein wenig etwas zu den unterschiedlichen Zieltechniken erfahren möchte, kann sich den dazu passenden Artikel „Sicher Zielen im LARP“ hier auf unsere Seite durchlesen.
LARP-Pfeile auf Beschädigungen prüfen
Bitte prüft Eure Pfeile nach jedem Einsatz erneut auf Sicherheit. Es kann im Eifer eines LARP-Gefechtes immer dazu kommen, dass ein auf dem Boden liegender Pfeil durch Fußtritte, umfallende Personen oder sonstiges beschädigt wird. Durch Eure Sorgfalt in der Prüfung können eine Vielzahl von Unfällen verhindert werden. Eine solche Prüfung könnt Ihr auch sehr schön ins Spiel integrieren und so noch mehr tollen Spiel generieren.
Eure Pfeile prüft Ihr jedes Mal aufs Neue nach dem selben Muster:
- Holzschäfte schaut ihr euch genau im Licht an. Gibt es Risse oder leichte Aufplatzer an Stellen, wie die Maserung des Holzes aus dem Schaft heraus tritt?
- Fahrt den Schaft mit den Fingern ab. Gibt es Unebenheiten?
- Holz- und Carbonschäfte haltet ihr direkt an euer Ohr. Fasst den Schaft an Spitze und Nocke und verdreht ganz leicht entgegengesetzt.
- Ist ein leichtes Knippern zu hören, so hat der Pfeil vermutlich einen Längsriss im Schaft und gehört sofort aussortiert.
- Krümmt den Pfeil vorsichtig und hört auch hier wieder aufmerksam hin. Hört Ihr ein Knippern, so weist der Pfeil vermutlich Querrisse auf und gehört sofort aussortiert.
- Den Pfeilkopf schaut ihr bei Licht genau an. Ist die Ummantelung noch sicher?
- Tastet ihn mit den Händen ab. Ist der Kopf nicht mehr fest auf der Spitze oder ist er so eingerissen, dass die Gefahr besteht, dass er beim nächsten Flug abgehen könnte, gehört der Pfeil sofort aussortiert.
- Fühlt nach dem Durchstoßschutz oder dem Druckverteiler (ein trichterförmiges Kunststoffteil innerhalb der Spitze). Wackelt es? Dann gehört der Pfeil sofort aussortiert.
- Schaut Euch die Poren der Pfeilköpfe genau an. Insbesondere bei den Beier-Köpfen kann es gelegentlich zu Einschlüssen von winzig kleinen Steinchen oder Ästen kommen.
Abschließende Worte zum Bogenschießen im LARP
Wir hoffen Euch mit unserem Artikel „Bogenschießen im LARP“ ein wenig Wissen vermittelt zu haben. Gern laden wir Euch zu einem unserer nächsten Workshop zu kommen, damit wir einfach mehr Sicherheit ins LARP bekommen. Frei nach unserem Motto: Play Safe – Have Fun